Was machen Schifffahrtskaufleute?
Schifffahrtskaufleute fahren nicht zur See. Sie sitzen in den Büros in den Häfen und sind in der Regel bei Reedereien oder Schiffsagenten und -maklern beschäftigt. Sie nehmen alle Funktionen wahr, die bei der Organisation nationaler und internationaler Transporte von Gütern, die eine Seestrecke beinhalten, erforderlich sind. Ihre Geschäftspartner sind Spediteure, Exporteure, Handelshäuser bzw. andere Reeder und Schiffsmakler. Ihre Dienstleister können praktisch alle am Seeverkehr Beteiligten sein: Umschlagsbetriebe, Lotsen, Schlepper, Schiffshändler, aber auch staatliche Institutionen wie Wasserschutzpolizei. Kurzum: Schifffahrtskaufleute planen den Warenhandel, deshalb profitiert dieser Berufszweig in besonderem Maße von der fortschreitenden Globalisierung.
Der Beruf ist also sehr international, der Kontakt mit Kunden in Übersee, mit Lieferanten und auch den Besatzungen auf den Schiffen läuft ausschließlich in englischer Sprache. Schifffahrtskaufleute brauchen daher (sehr) gute Englischkenntnisse. „Englisch ist – in Wort und Schrift – die dominierende Fachsprache des Berufs“, sagt auch Alexander Geisler, Geschäftsführer des Zentralverbandes Deutscher Schiffsmakler (ZVDS).
Die Ausbildung zum Schifffahrtskaufmann ist aber nicht nur international, sondern auch vielseitig. Obwohl es sich bundesweit um einen vergleichsweise kleinen Ausbildungsberuf handelt (300 – 330 Auszubildende pro Jahr) wird aufgrund der unterschiedlichen Anforderungen und Tätigkeiten die Ausbildung in zwei Fachrichtungen angeboten.
Schifffahrtskaufleute der Fachrichtung Linienfahrt arbeiten in Linienreedereien oder bei Linienagenten und planen und organisieren den Transport von Stückgütern auf Container-, RoRo- oder Multipurpose-Schiffen. In der Linienreederei sind sie u. a. dafür zuständig, dass die Schiffe einsatzbereit bleiben, versichert sind und Schadens- und Versicherungsfälle reguliert werden. Sie halten Kontakt zum Schiff bzw. Kapitän und organisieren den Schiffseinsatz. Der Linienagent vertritt den Linienreeder in einzelnen Häfen bzw. Gebieten und akquiriert Ladung für dessen Schiffe. Er beantwortet Kundenanfragen, bucht Ladungen, schließt Stückgutfrachtverträge, stellt Transportpapiere aus (u.a. Konnossemente), zieht die Frachten ein und wickelt die Schiffsabfertigung im Hafen ab. Der Container spielt als Transportbehälter in der Linienfahrt eine sehr große Rolle. Zur Aufgabe der Schifffahrtskaufleute Fachrichtung Linienfahrt zählt daher auch die Steuerung der Containerflotte und die Disposition von Vor- und Nachläufe von Containern auf dem Landweg.
Hier sehen Sie einen Beitrag zur Vorstellung des Berufes „Schifffahrtskaufmann – Fachrichtung Linienschifffahrt“ der ARD-Sendereihe „Ich mach‘s“.
Schifffahrtskaufleute der Fachrichtung Trampfahrt arbeiten in Trampreedereien oder bei Befrachtungsmaklern. In der Reederei sind sie u. a. dafür zuständig, dass die Schiffe einsatzbereit bleiben, versichert sind und Schadens- und Versicherungsfälle reguliert werden. Sie halten Kontakt zum Schiff bzw. Kapitän und organisieren den Schiffseinsatz. Der Befrachtungsmakler vermittelt den Abschluss von Reise- oder Zeitcharterverträgen zwischen Trampreedern und anderen (Linien-)reedereien oder aber auch mit bedeutenden Ladungseignern von großen Ladungspartien aus der Massengutfahrt (Erdöl, Steinkohle, Eisenerz, Düngemittel u. v. a. m.). Der Befrachtungsmakler kennt sich auf seinem Markt (Preise, Marktentwicklung, Marktteilnehmer) sehr gut aus und hält ständigen Kontakt zu (möglichen) Vertragspartnern. Der Befrachtungsmakler kommuniziert auf Englisch und ist auch Experte für die unterschiedlichen Zeit- und Reisecharterverträge.
Welche Voraussetzungen gibt es?
Wie bei allen anerkannten Ausbildungsberufen wird zwar keine bestimmte Schulbildung als Zugangsvoraussetzung vorgegeben, doch die konkrete Einstellungspraxis zeigt im Durchschnitt der zurückliegenden Jahre, dass zumindest in Hamburg mehr als 85 Prozent der Auszubildenden über die Allgemeine Hochschulreife oder die Fachhochschulreife verfügen. Es werden von den Ausbildungsunternehmen aber auch Bewerber mit mittlerem Schulabschluss eingestellt, wenn sie in der Schule gute Leistungen gezeigt haben. Besonders achten die Ausbildungsbetriebe auf die Fächer Englisch, Mathematik, Deutsch, Wirtschaft und Erdkunde. Positiv ist sicherlich auch, wenn ein Bewerber bereits ein Betriebspraktikum in der Branche absolviert hat und/oder Auslandserfahrungen vorweisen kann. Es ist in jedem Fall vorteilhaft, sich rechtzeitig über die Einstellungspraktiken der jeweiligen Ausbildungsbetriebe zu informieren und sich spätestens etwa ein Jahr vor Ausbildungsbeginn (01.08. oder auch 01.02. eines jeden Jahres) zu bewerben.
Ausbildung und Berufsschule
Die Ausbildung zur Schifffahrtskauffrau / zum Schifffahrtskaufmann erfolgt im bewährten dualen System durch den Betrieb und in der Berufsschule. Die Ausbildungszeit beträgt in der Regel drei Jahre, kann allerdings für Abiturienten sowie Auszubildende mit vergleichbarer Vorbildung bereits bei Vertragsabschluss auf 2 ½ Jahre oder aber auch später – wenn die Leistungen des Auszubildenden dies rechtfertigen – um ein halbes Jahr verkürzt werden. Mit der Wahl des Ausbildungsbetriebes legt sich der Auszubildende auf die Ausbildung in einer der beiden Fachrichtungen Linienschifffahrt oder Trampschifffahrt fest.
Die HBT als schulischer Partner dieses Ausbildungsganges beschult im Schnitt 550 Schifffahrtskaufmanns-Azubis. Mit weit über 60% aller Auszubildenden in Deutschland sind wir damit das Zentrum der Berufsausbildung für Schifffahrtskaufleute in Deutschland.
Die Ausbildungsbetriebe melden die Auszubildenden für den Berufsschulunterricht an. Dieser findet im Blockunterricht (35 Unterrichtsstunden /Woche) statt. Hier werden die Azubis zweimal im Jahr für jeweils ca. 6 – 7 Wochen beschult. Wie bereits oben beschrieben, ist dieser Ausbildungsberuf sehr international ausgelegt. So bieten wir den Auszubildenden auch kostenpflichtige internationale Studienreisen nach England und China an, damit die Azubis in die weite Welt schnuppern können.
Die Mehrzahl der Auszubildenden beginnt seine Ausbildung zum 1. Aug. eines Jahres. Für diese Auszubildende bietet unsere Schule bilinguale Klassen an. Der Unterricht im schifffahrtsspezifischen Hauptfach (ca. 12 Unterrichtsstunden / Woche) wird hier in englischer Sprache erteilt. Aber auch in den anderen Klassen wird sehr viel Wert auf den berufsbezogenen Englischunterricht gelegt.
Und danach? Beste Aussichten!
Im Anschluss an die Berufsausbildung können Schifffahrtskaufleute in den Unternehmen praktische Erfahrungen sammeln. Die Übernahmequote ist in diesem Beruf hoch. Deutsche Schifffahrtskaufleute, männlich oder weiblich, ausgebildet im traditionellen dualen System, genießen aufgrund ihrer weltweit einmaligen, hervorragenden Ausbildung ein hohes internationales Ansehen. „Go global“ ist für Schifffahrtskaufleute gelebte Realität. Nach der Ausbildung werden deutsche Schifffahrtskaufleute auch gern von ausländischen Unternehmen beschäftigt oder sind für deutsche Reedereien im Ausland tätig, um dann gegebenenfalls später mit einem gewachsenen Erfahrungsschatz in die heimischen Büros zurückzukehren.
Darüber hinaus bieten sich aufbauend auf die Berufsausbildung mehrere maritim oder verkehrswirtschaftlich ausgerichtete Fortbildungsmöglichkeiten an, die zu verschiedenen akademischen Abschlüssen führen. Einige dieser Angebote werden auch berufsbegleitend angeboten. Einzigartig in Deutschland ist beispielsweise das Bachelor-Angebot der gemeinnützigen HST-Akademie aus unserem Hause: In Zusammenarbeit mit der renommierten London Metropolitan University bieten wir den Auszubildenden nach bestandener Abschlussprüfung die Möglichkeit, innerhalb von nur 13 Monaten berufsbegleitend den „Bachelor of Shipping, Trade and Transport“ zu erwerben. Nähere Informationen unter: HST Akademie
Weiterführende Informationen:
Handelskammer Hamburg
Informationen zur Ausbildung zum Schifffahrtskaneuerschifffahrtskaufmann.htmlufmann/frau
Foto: Wappen Reederei GmbH & Co. KG