Am 29. März beginnt an der Staatlichen Handelsschule Berliner Tor wieder die Seminarreihe „Von Praktikern für Newcomer“

Deutschlandweit werden in Hamburg die meisten Schifffahrtskaufleute ausgebildet. Im Rahmen der dualen Ausbildung kümmert sich die Staatliche Handelsschule Berliner Tor (HBT) um die Vermittlung der theoretischen Lerninhalte. Der darüber hinaus bestehende, gemeinnützige Schulverein HST (Hamburg School of Shipping and Transportation) trägt wesentlich dazu bei, dass über den Regelschulbetrieb hinausgehende Qualifikationsinhalte angeboten werden können.

Das erfolgt zum Beispiel über die Seminarreihe „Von Praktikern für Newcomer“. Jan Schlichtung, Abteilungsleiter Schifffahrt an der HBT, zeichnet für diese Seminarreihe inhaltlich seit 2001 verantwortlich. Das Modul selbst wurde bereits in den 1990er Jahren entwickelt. Das Zusammenstellen des jährlichen Themenangebots ist zwar eine zeitaufwendige Arbeit. Doch sie bereitet Schlichting „viel Freude“. Denn: „Die von mir angesprochenen Experten sagen immer wieder gerne für einen Fachvortrag zu, auch weil sie davon überzeugt sind, wie wichtig Fachwissen ist.“ Grundsätzlich geht es mit dieser Vortragsreihe darum, auf Themen, die im normalen Blockunterricht – wie er für Schifffahrtskaufleute in Hamburg die Regel ist – nur kurz gestreift werden können, vertiefend einzugehen, und zwar durch Praktiker.

Die Vorträge – auch in diesem Jahr sind es wieder zehn an der Zahl – finden stets am Nachmittag statt, und zwar jeweils von 15 bis 16.30 Uhr. Der Veranstaltungsort ist den Teilnehmern bestens vertraut: Es sind die Räumlichkeiten der Berufsschule. Für die Teilnahme an der Seminarreihe fallen einmalig 95 Euro pro Person an, die in der Regel durch die Ausbildungsbetriebe entrichtet werden. Geld, das gut angelegt ist. Schlichting: „Das ist doch bemerkenswert. Denn die Schifffahrtsbranche bewegt sich ja weiter in einem schwierigen Fahrwasser. Es zeigt mir, dass die Betriebe klar zu einer hochwertigen Ausbildung stehen.“ Zu jedem Vortrag erscheinen in der Regel zwischen 100 und 120 Nachwuchskräfte.

In diesem Jahr beginnt die Seminarreihe am Dienstag, den 29. März, und zwar mit einem Thema, das die Reedereien im Besonderen seit der Schifffahrtskrise beschäftigt: „Die Optimierung der Schiffsbetriebskosten in ‚schwerer See‘“. Referent: Hauke Pane, Geschäftsführer der Reederei Hamburger Lloyd. Sein persönlicher Lebensweg ist durchaus branchentypisch: Ausbildung als Schifffahrtskaufmann, Schiffsmechaniker und nautische Ausbildung, mehrere Jahre Seefahrt und schließlich zurück an Land. Es sind gestandene Praktiker wie Pane, die Lehrer Jan Schlichting für die Vortragsreihe zu gewinnen sucht.

Bereits im nächsten Vortrag am 5. April geht es um eine Entwicklung, die für die Schifffahrt mittel- und langfristig von Bedeutung sein wird: „LNG – umweltfreundlicher Schiffstreibstoff und Energieträger der Zukunft“. Auch für dieses Referat konnte ein ausgewiesener Fachmann gewonnen werden: Frank Schnabel, Mitglied der Geschäftsführung der mittelständischen Schramm Group aus Brunsbüttel, beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dem Thema Flüssigerdgas. So hat er in Berlin den Unterelbehafen als Standort für Deutschlands ersten LNG-ImportTerminal ins Gespräch gebracht. Mit dem Hamburger Schienendienstleister VTG besiegelte er 2015 Deutschlands erste intermodal angelegte LNG-Kooperation.

Dass es in der Schifffahrtsund Logistikindustrie ohne leistungsstarke IT nicht geht, das werden Evelyn Eggers und ihr Kollege Markus Giesenkirchen, beide von der Firma Dakosy, in ihrem Ko-Referat am 12. April darlegen. Titel des Vortrags: „Dakosy: IT-Dienstleistungen für den Hamburger Hafen.“ Das Duo ist in leitender Funktion bei Dakosy tätig. Eggers ist studierte Volkswirtin, Giesenkirchen absolvierte nach einer Lehre als Schifffahrtskaufmann ein Studium, das er als Diplom-Kaufmann abschloss und arbeitete mehrere Jahre als kaufmännischer Leiter in zwei Hamburger Softwarehäusern, bevor er 2013 zu Dakosy kam.

Der Vortrag am 19. April steht unter dem Leitsatz: „Maritime Versicherung – Überblick und Praxis“. Referenten sind Jens Michael Priess, Vice President, und Frederik Schmidt, Claims Executive, von Skuld Germany. Das Unternehmen Skuld genießt in der Schifffahrt, wenn es um das Thema Versicherungen geht, einen besonderen Ruf. Die Anfänge des Unternehmens reichen bis ins Jahr 1897 zurück.

Mit Carsten Rönnau von der Firma Howe Robinson & Co. Ltd. in Hamburg konnte ein ausgewiesener, international bekannter Experte auf dem Gebiet Schiffsan- und -verkauf gewonnen werden. Das Referat ist für den 26. April vorgesehen und trägt den unzweideutigen Titel: „Sale and Purchase.“

Um einen bedeutsamen Sachverhalt geht es auch am 3. Mai, wenn die beiden Unternehmensberater Christoph Konow und Ulrich Hellberg von der weltweit tätigen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers die Seminarreihe mit ihrem Vortrag „Aktuelle Refinanzierungsansätze in der Schifffahrt“ bereichern werden.

Der 10. Mai gehört den Lotsen, repräsentiert durch keinen Geringeren als Ben Lodemann, Ältermann der Lotsenbrüderschaft Elbe. Lodemann ist ein gestandener Praktiker. 1986 fuhr er erstmals zur See, 2003 wurde er dann Lotse und steht seit dem 1. April 2013 an der Spitze der Lotsenbrüderschaft Elbe. In seinem Referat geht es um „Das deutsche Lotswesen“ als Ganzes. Und um die nicht gerade geringen Herausforderungen, vor denen die Lotsen stehen: immer größere Schiffe, immer weniger Personal auf den Schiffen und wachsende Nachwuchssorgen bei den Lotsen. Mit dem Ergebnis, dass intensiv an einer Reform der Lotsenausbildung gearbeitet wird.

Als Königsdisziplin der Schifffahrt wird gerne das Projektladungs- und Schwergutgeschäft beschrieben. Denn die erfolgreiche Abwicklung solcher Transporte erfordert viel Umsicht, Fachwissen, einen langen Atem und auch das entsprechende Equipment, das heißt vor allem Schiffe, die beispielsweise über besondere Krankapazitäten verfügen. In dem anspruchsvollen Segment tummeln sich nicht viele Reedereien. Eine von ihnen ist die inzwischen zur japanischen “K”-LineGruppe gehörende SAL Heavy Lift GmbH. Karsten Behrens, Director Engineering in dem Unternehmen, berichtet am 24. Mai über dieses Segment.

Dass der Umweltschutz in der Schifffahrt immer wichtiger wird, ist Fakt. Zu diesem Komplex gehört auch die Aufbereitung von Ballastwasser. Die rechtliche Grundlage dafür schuf die IMO 2004 mit dem „Internationalen Übereinkommen zur Kontrolle und Behandlung von Ballastwasser und Sedimenten von Schiffen“. Noch ist das Abkommen nicht in Kraft. Doch es wird für die Reedereien erheblich Folgen haben. Welche das sind und wie der aktuelle Sachstand rund um dieses Abkommen ist, dar- über wird Kapitän Wolfgang Hintzsche vom Verband Deutscher Reeder (VDR) am 2. Juni informieren. Titel des Referats: „Herausforderungen der BallastwasserKonvention“.

Nochmals schifffahrtspolitisch wird es auch mit dem Schlussvortrag der Serie am 9. Juni. Christian Bubenzer, verantwortlich für das sogenannte Einflaggungsmanagement bei der Berufsgenossenschaft Verkehr (BG Verkehr), wird zum Thema „Allzeit gute Fahrt – wieder unter deutscher Flagge“ sprechen. Ein Referat, das gerade vor dem Hintergrund der jüngsten schifffahrtspolitischen Entscheidungen in Berlin von besonderem Interesse sein dürfte. EHA

 


Erschienen im THB am 26.02.2016    Logo THB

 

THB 26.02.2016