Hamburger Reederei-Azubis können jetzt endlich wieder berufsbegleitende Reisen durchführen

Schifffahrt ist und bleibt international. „Mein Feld ist die Welt“, lautete ein Grundsatz des langjährigen Generaldirektors der Hamburger Reederei Hapag (heute: Hapag-Lloyd AG), Albert Ballin (1857–1918), der bis heute Bestand hat.

Somit es nur zu folgerichtig, dass junge Menschen, die sich für ein Ausbildung zum Schifffahrtskaufmann beziehungsweise zur Schifffahrtskauffrau interessieren, im besten Wortsinne den Blick über den Horizont vornehmen.

Die Berufliche Schule Logistik, Schifffahrt, Touristik in Hamburg, kurz „BS 09“, leistet dazu seit vielen Jahren einen wichtigen Beitrag. Im Zuge dieser berufsbegleitenden Reisen standen in der Vergangenheit zwei große Ziele im Fokus: zum einen eine mehrwöchige Reise nach China, inzwischen der zweitgrößten
Volkswirtschaft der Welt, zudem ein herausragender Länder-Partner für den Hamburger Hafen. Das andere Ziel liegt deutlich näher: London, die britische Hauptstadt und weiterhin Sitz wichtiger Organisationen der internationalen Schifffahrt, allen voran die IMO (International Maritime Organization) oder die Warenbörse „Baltic Exchange“ und viele mehr. Die Weltschifffahrtssprache ist und bleibt zudem Englisch.

Die Corona-Pandemie führte indes dazu, dass die bei den Berufsschülern, aber auch bei den an der Schule tätigen Lehrern sowie bei den Ausbildungsbetrieben geschätzten Weiterbildungsreisen nicht mehr stattfinden konnten. Das auch zum großen Bedauern der Schüler, da diese Fahrten auch einen wichtigen Beitrag zum „Klassen-Spirit“ leisten. Denn in der Regel finden sich in den verschiedenen Berufsschulklassen die Azubis einer Vielzahl von Ausbildungsbetrieben. Firmen, mit denen der eine und andere im weiteren Verlauf seiner Karriere weiter zusammenarbeiten wird. Da ist es gut, wenn man in der Schifffahrtswelt immer wieder auf Kollegen aus der Ausbildungszeit trifft. Corona ist inzwischen kein Thema mehr, auch wenn das Virus weiterhin existiert. Damit sind auch einschränkungsfreie Klassenfahrten wieder möglich. Während das Thema „China“ derzeit aus vielen Gründen nicht mehr auf der Tagesordnung steht, hat der „Schifffahrts-Klassiker“ London sehr wohl wieder seinen alten, hohen Stellenwert zurück erhalten. Kürzlich konnten 27 Schüler und Schülerinnen der BS 09 zu einer knapp einwöchigen Reise nach London aufbrechen und dort etwas von der großen weiten Schifffahrtswelt als bleibenden Eindruck mit auf die Heimreise nehmen. Wichtige Fäden dieser Reise liefen dabei bei den beiden Berufsschullehrern Sabine Hahn und Jan Hensel zusammen, die die Klasse auch von A bis Z begleiteten.

Wie auf den London-Visiten aus der Vor-Corona-Ära standen auch diesmal wieder viele Stationen auf dem Programm. Dazu gehörten natürlich der Besuch der IMO, des Lloyd’s Insurance Market und von Lloyd’s Register (LR). Das Geschäft der Schiffsmakler konnten die Azubis bei der renommierten Firma Howe Robinson Shipbrokers kennenlernen. Ein besseres Verständnis für die für das internationale Verkehrswesen unverzichtbare Versicherungswirtschaft konnten die jungen Azubis durch einen Besuch bei der ITIC (International Transport Intermediaries Club) und der Steamship Mutual gewinnen.

Auch das fehlte beim diesjährige London-Aufenthalt nicht: eine Fahrt auf der Themse, das Ganze übrigens bei typischem Londoner Wetter. Einen bleibenden Eindruck hinterließen dabei der Besuch in Greenwich mit der weltbekannten Sternwarte, durch die der Nullmeridian verläuft, oder auch ein Bordbesuch des weltbekannten Tea Clippers „Cutty Sark“, der seit 2012 als Museumsschiff gehegt und gepflegt wird und zugleich auch Sinnbild der einstigen maritimen Großmacht England ist.

Ein gemeinsames Abendessen im Trafalgar Tavern in Greenwich direkt an der Themse krönte den ereignisreichen Tag und wurde von den Teilnehmern als ausgesprochen gelungen und empfunden. Die Tage in der britischen Schifffahrtsmetropole London vergingen jedenfalls wie im Fluge. Und sie waren nach Überzeugung aller Teilnehmer ein voller Erfolg, und zwar in fachlicher Hinsicht, aber auch im Hinblick auf den Zusammenhalt der Azubis.

Auch Sabine Hahn zog gegenüber dem THB ein rundherum positives Fazit: „Ich freue mich besonders darüber, dass die Londonreise bei den Auszubildenden und den Ausbildungsbetrieben so hochgeschätzt wird. Dies haben wir sowohl bei dem großen Bewerbungsandrang als auch in den Rückmeldungen zur Reise gemerkt. Die Reise bietet mit ihrer Vielzahl an Themen und Einblicken in die unterschiedlichsten Unternehmen und Institutionen in London bereits während der Ausbildung eine sehr kompakte Fortbildungsgelegenheit, die in diesem Umfang einzigartig ist.“ Ein dickes Dankeschön richten sie und ihr Kollege Jan Hensel stellvertretend für die Schüler auch an die vielen Kooperationspartner in London. Sabine Hahn: „Dank ihrer Mitwirkung kamen wieder großartige Beiträge vor Ort zusammen. Die überwältigende Gastfreundschaft in der englischen Hauptstadt hat bei allen einen tiefen Eindruck hinterlassen. Ein herzliches Dankeschön hierfür!“

Und auch aus dem Teilnehmerkreis erreichten die THB-Redaktion verschiedene positive Rückmeldungen, so zum Beispiel von Nele und Laura (Anm. d. Red.: Wir haben bewusst auf die Nennung der Nachnamen verzichtet), die beide bei der Reederei SAL ihr Schifffahrtshandwerk erlernen. „Der Besuch bei der IMO hat uns besonders gut gefallen, da Tamara uns viel mitgegeben hat, was wir über die IMO vorher nicht wussten. Dadurch haben wir ein großes Interesse für die Organisation und ihre Arbeit entwickelt und könnten uns in der Zukunft ein Praktikum dort gut vorstellen. Einen Besuch bei der IMO können wir daher jedem nur empfehlen.“ Auch Piet, der bei Hapag-Lloyd seine Ausbildung durchläuft, ist von dem Erlebten sehr angetan. Er sagt: „Ich fand besonders die unterschiedlichen Termine toll. Man konnte hier auch Gelerntes aus der Schule anwenden und besser verstehen. Auch die Gruppe fand ich sehr nett, und man konnte viele neue Leute kennenlernen.“

 

EHA


Erschienen im THB am 30.06.2023    Logo THB

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