Schwergut- und Projektladungsgeschäft gilt als Königsdisziplin – Vortrag von SAL-Projekt-Ingenieur Jörg Lamers
Die Projekt- und Schwergutschifffahrt bleibt so etwas wie die Königsdisziplin innerhalb der Schifffahrtsindustrie.
Das war eine der zentralen Botschaften des Referats von Jörg Lamers, Projekt-Ingenieur bei der Reederei SAL, das er jetzt vor rund 120 jungen Schifffahrtskaufleuten im Rahmen der Vortragsreihe an der Hamburger HST hielt. Lamers hatte seinen fast 70-minütigen Vortrag mit einer Reihe von Beispielen teils spektakulärer Projektverladungen angereichert.
„Es ist einfach so, dass kein Transport dem anderen gleicht“, stellte Lamers vor den jungen Azubis fest. Zu den jüngsten, besonders herausfordernden Projekten gehörte die Verladung von Groß- segmenten für das Luxushotel „Burj Al Arab Jumeirah“ in Dubai. Es handelte sich dabei um die sogenannte „Nordplattform“ („Northdeck“) und damit um ein Gesamtgewicht von rund 2500 Tonnen. Das Projekt stellte alle Beteiligten vor zahlreiche Herausforderungen, wobei das Gewicht nur ein Aspekt war, berichtete Lamers. Ein anderer bestand darin, dass die Plattform von einem Klimaextrem ins andere transportiert werden musste. Fertiggestellt im finnischen Rauma, herrschten zum Verschiffungszeitpunkt minus 28 Grad Außentemperatur, für Finnland nichts Außergewöhnliches. Am Bestimmungsort waren es dann jedoch um die 20 Grad plus zum Zeitpunkt des Eintreffens; also fast 50 Grad Temperaturunterschied. Angesichts der Größe des Gesamtsegments entschieden sich die Techniker dafür, dieses in acht Baugruppen zu zerlegen und „wie Schuhkartons auf dem Schiff zu stapeln“.
Was auf den ersten Moment etwas hemdsärmelig klinkt, war tatsächlich ein ausgefeiltes, bis ins Kleinste auch am Computer durchgerechnetes Projekt. Ein Unternehmen wie die inzwischen zu 100 Prozent zur japanischen “K” Line gehörende SAL beschäftigt für die Transportplanung insgesamt 18 Ingenieure und technische Zeichner. Denn: „Exakte Planung ist für unser Geschäft das A und O. Es gilt das geflügelte Wort: PPP, was für ‚proper planning prevents poor performance‘ steht“. Diese exakte Planung zahlte sich auch beim Großprojekt für das Luxushotel aus. An Bord des Schwergutschiffes „Svenja“ traf das komplexe Ladungspaket unbeschadet ein. Neben solchen Baugruppen transportiert die aktuell 16 Schiffe – zwei Frachter sind langfristig eingechartert – umfassende Spezialflotte regelmäßig Teile für die Offshore-Industrie, Hafenkrane und weiteres. Flaggschiff der SAL ist die „Lone“, die auf der ehemaligen Hamburger Sietas-Werft entstand. EHA
Erschienen im THB am 26.05.2016