An der Hamburger Berufsschule BS 09 wurden junge Schifffahrtskaufleute „ausklariert“ – Bestleistungen geehrt
Als Corona kam, standen viele in der entscheidenden Phase ihrer Abiturprüfungen. Als sich die Pandemie ab dem Frühjahr 2020 rasant ausbreitete, begannen sie ihre Ausbildung am 1. August zum/zur Schifffahrtskaufmann/-frau.
Und mit dem offenkundigen Auslaufen von Covid-19 hatten dann diese Azubis das Klassenziel erreicht: den erfolgreichen Abschluss in diesem besonderen Ausbildungsberuf. Für Christian Peymann, Leiter der Beruflichen Schule für Logistik, Schifffahrt und Touristik (BS 09), sowie Jan Schlichting, Abteilungsleiter Schifffahrt an derselben Bildungseinrichtung, werden die Erinnerungen an diesen Berufsschüler-Jahrgang so schnell nicht verblassen: Maskenpflicht im Unterricht, geöffnete Fenster auch bei winterlichen Temperaturen, Homeschooling, Wegfall von Klassenfahrten und Exkursionen und vieles mehr.
Umso größer waren am Dienstagvormittag in Hamburg Stolz und Erleichterung, vor allem auch große Freude bei all jenen 70 Schifffahrtskaufleuten zu spüren, die im bewährten festlich-fröhlichen Rahmen ihre Abschlusszeugnisse erhielten und somit ins Berufsleben formell verabschiedet wurden. Mit dabei: zahlreiche Ausbilder aus den verschiedenen Betrieben.
Christian Peymann und Jan Schlichting sowie die Lehrer-Teams der verschiedenen Ausbildungsklassen nahmen die Verabschiedung vor. Viel Lachen gehörte dabei zum guten Ton dazu. Jan Schlichting, der vor Jahrzehnten selbst einmal Schifffahrtskaufmann gelernt hatte, brachte es mal wieder auf den berühmten Punkt, als er feststellte: „Hier sitzen heute 70 Sieger.“
Denn trotz der widrigen Rahmenbedingungen in den zurückliegenden zweieinhalb Jahren liegt die Quote derjenigen, die bestanden haben, bei 96 Prozent. „Das ist sehr, sehr hoch“, kommentierte Schlichting dieses Ergebnis. Eine glatte Eins, wie es in den Jahren vor Corona immer wieder gegeben hatte, gab es diesmal zwar nicht. Doch das könne das fantastische Gesamtbild nicht ansatzweise trüben, stellte er klar. Denn: „Auch eine gute Zwei ist in dieser Berufsausbildung ja nur schwer zu bekommen.“
Christian Peymann, auch er mit persönlichem Schifffahrtshintergrund, bestätigte den Absolventen, „dass Sie bis hierhin erst mal alles richtig gemacht haben“. Alle könnten auf dieser „Super-Grundlage“ jetzt „beruflich durchstarten“. Denn die Karrierechancen in der Schifffahrt seien weiterhin sehr groß. Peymann riet den frischgebackenen Schifffahrtskaufleuten dazu, wertvolle Berufserfahrungen auch mal im Ausland zu sammeln, wann und wo immer sich das anbiete.
Auch bei diesem Ausbildungsjahrgang gab es wieder im Wortsinne herausragende Abschlussergebnisse. So glänzte Svenja Schmidt (20), die bei Hapag-Lloyd ihre Lehre begann, mit ihrem Abchluss für den Bereich „Linienschifffahrt“, während Johannes König (25), der bei Andreas J. Zachariassen sein berufliches Handwerkszeug erwarb, im Bereich „Tramp“ besonders überzeugte.
Beide wurden für ihre Leistungen, wie es inzwischen gelebte Tradition an der BS 09 in Hamburg ist, noch mit einem Sonderpreis in Gestalt einer kleinen Goldmünze ausgezeichnet. Diesen Bestenpreis stiften seit Jahr und Tag der Verein Hamburger Rheder (VHRh), der Nautische Verein zu Hamburg (NVzHH) sowie der Verband Hamburger und Bremer Schiffsmakler (VHBS). Während Kapitän Christian Suhr für den NVzHH zur „Ausklarierung der Azubis“ (O-Ton Schlichting) erschienen war, zeigten Sylvia Scheper und Sheila Hillemann für den VHBS Flagge.
Lorena Bücklers, die beim Verband Deutscher Reeder (VDR) als Director Economics & Maritime Logistics wirkt und damit auch den VHRh repräsentierte, fädelte die Übergabe der beiden Sonderauszeichnungen mit einer kleinen Rede ein. Auch sie stellte, an die Absolventen gewandt, fest: „Ich sehe Stolz, Freude und Spannung in Ihren Gesichtern.“ Bücklers erinnerte daran, dass nicht für die jungen Schifffahrtskaufleute die zurückliegenden zweieinhalb Jahre eine große Herausforderung darstellten. „Auch die Firmen mussten sich an die außergewöhnlichen Umstände anpassen“, führte sie weiter aus. Und das sei in einer gemeinsamen Kraftanstrengung aller Beteiligten – der Azubis, der Schulen und der Betriebe – unterm Strich auch gelungen, freute sich Bücklers.
Zu denen, deren Freude, Stolz und auch Erleichterung im Gesicht abzulesen waren, gehörte an diesem Dienstagvormittag auch Svenja Schmidt. Für sie ist mit dem erfolgreichen Abschluss der Ausbildung so etwas wie ein Lebenstraum in Erfüllung gegangen. Johannes König, der im Tramp-Bereich reüssierte, fand zum Beruf Schiffahrtskaufmann als „Quereinsteiger“. Denn vor der Lehre hatte er zunächst studiert und sich dann neu orientiert, „eine goldrichtige Entscheidung“, wie er heute sagt.
Es mag zwar nur eine Momentaufnahme sein, für deren Entstehen Jan Schlichting zum Ausklang der Abschlussfeier spontan sorgte, doch die Blitzumfrage unter den frischgebackenen Absolventen zum weiteren Berufs- und Lebensweg ergab ein klares Ergebnis: Die Mehrheit will weiter in der Schifffahrt verbleiben. Damit sind also unterm Strich alle ein bisschen „Sieger“.
Apropos Gewinner: Auch in der Schifffahrts- und Hafenstadt Bremen warten junge Sieger auf ihre Ehrung: Das „Haus Schütting“ bildet dazu am 22. Februar den besonderen, festlichen Rahmen. Der THB wird auch darüber berichten.
EHA
Erschienen im THB am 03.02.2023