Mittwoch, 04.02.2015, 19.45 Uhr vor der HBT – 25 erschöpfte, aber durchaus glücklich wirkende Personen verlassen einen Bus, liegen sich in den Armen und eilen kurz darauf in ihre Betten, da am nächsten Morgen die Berufsschule zur ersten Stunde ruft.

Rückblende, dreieinhalb Tage vorher, Sonntagmittag, 01.02.2015, 12.30 Uhr, gleicher Ort. Pünktlich und erwartungsfroh trafen sich 23 Schüler/-innen der S 13/21 sowie Frau Merker und Herr Denker und bestiegen den Bus in Richtung Rotterdam. Nach einer sechsstündigen Reise ohne besondere Vorkommnisse und dank unseres routinierten Busfahrers Rudi, erreichten wir das graue und noch wenig einladend wirkende Rotterdam. Wir bezogen unsere Zimmer im Hostel „Stayokay“ und fanden uns danach beim Italiener „Very Italian Pizza“ ein, der in den nächsten Tagen zu einem unserer Fixpunkte werden sollte. So gestärkt wagten wir einen ersten Ausflug in das Rotterdamer Nachtleben und konnten im „Skihuis“ erleben, dass Niederländer wohl grundsätzlich doch etwas ausgelassener feiern als Deutsche. Trotzdem fanden sich alle Teilnehmer am nächsten Morgen um 06.45 Uhr in akzeptabler Verfassung in der Lobby des Hostels zur Abfahrt nach Antwerpen ein.

Dort im Hafenzentrum Lillo angekommen, vermittelte uns der sehr erfahrene und souveräne Guide Raymond van Dycke eine erste theoretische Einordnung des Antwerpener Hafens inklusive einiger Problemfelder, die uns aus Hamburg nur allzu bekannt sind. Anschließend fuhren wir unter seiner Leitung mit unserem Bus zunächst auf die linke Schelde-Seite und begutachteten die eher jüngeren Hafenanlagen Antwerpens. Wir konnten dabei zunächst die noch im Bau befindliche und schon jetzt sehr eindrucksvolle neue Deurganckdok-Schleuse begutachten, bevor wir uns auf dem Katoen Natie Terminal den Umschlag von Polyethylene genauer erklären ließen. Anschließend machten wir eine Rundfahrt auf dem ICO Terminal und erfuhren viel Interessantes zum Umschlag von Autos und sonstiger RoRo-Ladung.

Die S 1321 im Hafenzentrum Lillo in Antwerpen

Nach einem kurzen Lunch im Hafenzentrum Lillo erkundeten wir nachmittags die rechte Schelde-Seite. Auf dem Tabaknatie Terminal erläuterte Raymon van Dycke viel zur Lagerung und zu den aktuellen Weltmarktentwicklungen von Kakao. Der klassische Containerumschlag stand dann auf dem Independent Maritime Terminal (IMT) auf dem Programm. Zu guter Letzt machten wir auch noch einen Abstecher zum Home Terminal von MSC am Delwaidedok. Unser Guide erläuterte uns dort die geplante Verlagerung des Terminals auf die linke Schelde-Seite. Danach tranken wir noch einen „Absacker“ in der Bar du Port, in der Schifffahrtbranche als Treffpunkt der ansässigen Makler bekannt.

Den Abend in Rotterdam ließen wir recht mitgenommen vom Tag und der vorangegangenen Nacht bei Billiard, Dart und Airhockey in einer gemütlichen Kneipe nahe des Hostels ausklingen.

Am Dienstag war dann leider zunächst unser Improvisationstalent gefragt, da ein geplanter Besuch beim ECT Euromax Terminal leider ausfallen musste. Als Alternativprogramm besuchten wir vormittags das Maritime Museum in Rotterdam und waren nach anfänglicher Skepsis recht schnell begeistert von der vielfältigen Ausstellung. Es gab neben vielem Anderen sowohl ein Modell des Rotterdamer Hafens und viele interaktive Betätigungsmöglichkeiten hierzu zu bestaunen, als auch eine sehr berührende Dokumentation über das harte Leben der Besatzungsmitglieder an Bord von Handelsschiffen. Gegen Mittag machten wir uns dann auf den Weg Richtung Maasvlakte und konnten schon allein an der Reisezeit zwischen der Innenstadt Rotterdams bis zum Besucherzentrum Maasvlakte 2 einen Eindruck von der ungeheuren Größe des Rotterdamer Hafens bekommen.

Die S 1321 vor dem Museumshafen Rotterdam

Im Besucherzentrum präsentierte uns zunächst Hans Volker die Idee, das Konzept und die Entwicklung von Maasvlakte 2. Dies geschah auf eine äußerst beeindruckende Art und Weise, sowohl von der Präsentation als auch vom einnehmenden Wesen des Vortragenden her. Viele kluge Nachfragen der Schüler zeigten, dass dieses gigantische Projekt und die Präsentation ihr Interesse schnell geweckt hatten. Auf einer Tour mit unserem Bus und unterfüttert von diversen interessanten Ausführungen Hans Volkers erkundeten wir die fertig gestellte Maasvlakte 2 und bekamen auch dort einen Eindruck davon, in welchen Größenverhältnissen im Rotterdamer Hafen gedacht wird.

Zurück im Hostel trafen wir uns nach einer kurzen Verschnaufpause und gingen zusammen zum abschließenden Abendessen in die eindrucksvolle Markthalle Rotterdams. Der Abend entwickelte sich erneut sehr launig, ohne dabei auf Details eingehen zu wollen.

Auch am letzten Tag bestätigte die Klasse ihren professionellen Auftritt und erschien komplett und pünktlich zur Abfahrt nach Duisburg. Nach zweieinhalbstündiger Fahrt kamen wir am Samskip Multimodal Rail Terminal an und wurden von Terminalmanager Frank Schneider und dem Betriebsleiter Peter Nawala begrüßt. In zwei Gruppen erkundeten wir zunächst das Rail Terminal und konnten dabei sogar den sich in Betrieb befindlichen Portalkran begehen. Auch der Fahrer selbst gab uns geduldig Auskunft über seinen Arbeitsplatz in luftiger Höhe. Anschließend wurde uns das Multimodal-Konzept Samskips noch durch eine Präsentation näher gebracht. Abgerundet wurde der Besuch durch ein leckeres Mittagessen und gegen 14.30 Uhr machten wir uns dann auf den Heimweg in Richtung Hamburg. Nach einer erneut vorfallsfreien Fahrt kamen wir dann um kurz vor acht in Hamburg vor der HBT an.

Die S 1321 auf dem Rail Terminal von Samskip in Duisburg

Insgesamt war es aus Sicht von uns Begleitpersonen eine sehr lehrreiche und angenehme Studienreise, auch wenn das eng getaktete Programm natürlich auch ein wenig strapaziös war. Das immer professionelle Verhalten der gesamten Klasse ist hierbei ganz klar hervorzuheben. Auch nach anstrengenden Nächten und zum Ende der Fahrt hin zeigten sich alle Schüler/-innen stets interessiert und den Institutionen gegenüber respektvoll. Dies erst ermöglichte uns Begleitpersonen einen eher zwanglosen Umgang mit der Klasse.

Ein besonderer Dank geht darüber hinaus an die beiden Klassensprecher Malte Nahnsen (Rickmers) und Fabian Beddies (Hyundai Merchant Marine). Sie zeigten sich als sehr engagierte und kompetente Organisationstalente und blieben auch in kritischen Situationen stets Herr der Lage. Auch Viviane Merker als weiterer Begleitperson neben mir möchte ich an dieser Stelle danken, die mit ihrem ruhigen und ausgleichenden Wesen die Fahrt sehr bereichert hat.

Ebenso möchten wir uns bei der Firma Samskip bedanken, die uns die Finanzierung dieser Reise durch eine Zuwendung erleichtert und uns beim Besuch des Rail Terminals neue Einblicke ermöglicht hat.

Alexander Denker

Klassenlehrer der S 13/21