Hamburgs Berufsschule für Schifffahrtskaufleute bleibt von der geplanten Reform im Stadtstaat unberührt

Nichts ist so beständig wie der Wandel, sagt der Volksmund. Gerade im deutschen Schul- und Ausbildungswesen sind Neuerungen an der Tagesordnung.

Das Land Hamburg will bis Ende 2017 die bisher 44 Berufsschulen zu dann nur noch 32 Einheiten zusammen, so die Zielsetzung im neuen Schulentwicklungsplan. Es geht Hamburgs Schulsenator Ties Rabe (SPD) darum, die Leistungsfähigkeit der Schulen hinsichtlich der beruflichen und gesellschaftlichen Integration junger Erwachsener weiter zu steigern.

Die Staatliche Handelsschule Berliner Tor (HBT), Berufsschule für Schifffahrt, Reiseverkehr und Tourismus, bleibt von den Veränderungsabsichten ausgespart. Das bestätigte Christian Peymann, seit Februar 2009 Schulleiter der im Fachjargon als „H 18“ beschriebenen Einrichtung, dem THB auf Anfrage. „Die Schule bleibt bestehen – wie bisher“, sagte er weiter.

Die Traditionseinrichtung gilt bundesweit als die größte und bedeutendste ihrer Art für die Ausbildung zum Schifffahrtskaufmann. Über alle Ausbildungsjahre verteilt sind derzeit 550 junge Menschen im Berufsbild Schifffahrtskaufmann/-frau in der Schule erfasst.

Schifffahrt steht – trotz der fortwährenden Krise – weiterhin hoch im Kurs. Allein im August dieses Jahres und damit mit Beginn des neuen Lehrjahres kamen weitere 145 neue Berufsschüler Schifffahrt hinzu, die Bestandteil der oben genannten Gesamtzahl sind.

Als Lehrkräfte stehen den jungen Menschen aktuell 65 Frauen und Männer gegenüber. Viele von ihnen haben dabei selbst eine Ausbildung in der Schifffahrts- und Transportbranche durchlaufen, bevor sie ihr Lehramtsstudium aufnahmen.

Auch Christian Peymann (47) beschritt genau diesen Weg, den er für den Idealpfad hält. Als Schifffahrtskaufmann lernte er bei der Reederei Leonhardt & Blumberg in Hamburg. „Es ist für einen Berufsschullehrer sehr wichtig, dass er weiß, wie eine bestimmte Branche tickt“, sagt Peymann. Zudem erleichtert ein gewisser „Stallgeruch“ auch in der Lehrerposition den Kontakt zu den Unternehmen.

Auf diese engen – und trotzdem wohldosierten – Beziehungen zur Schifffahrtsbranche, einschließlich der in Hamburg beheimateten Fachverbände VHSS und VDR, legt Peymann besonderen Wert. Dazu gehört auch, dass das Lehrerkollegium der „H 18“ an der Branchenveranstaltung schlechthin, dem Eisbeinessen der Hamburger Schiffsmakler, teilnimmt.

Anregungen, Vorschläge, aber auch Kritik aus der Branche sind in der „H 18“ gern gesehen, werden aufgenommen und nach Möglichkeit berücksichtigt.

Peymann und seinem Kollegium geht es darum, neben dem klar definierten Lehr- und Ausbildungsplan auch einen darüber hinausgehenden Mehrwert zu bieten.

Dazu gehört zum Beispiel das Seminarprogramm unter dem Leitsatz „Praktiker für Praktiker“. Es sind Inhalte, etwa zum Thema „Piraterie“, die als solche nicht im normalen Lehrplan stehen oder die nur kurz gestreift werden können.

Sehr gut angenommen werden auch die Auslandsreisen mit den Schülern, so ins britische Newcastle oder auch nach Shanghai.

Die Schule, als ein Gebäude ganz im Geist der Aufbaujahre in den späten 1950ern entstanden, wird schon seit Jahren im laufenden Betrieb überholt. Wobei bestimmte bauliche Bestandteile, die inzwischen unter Denkmalschutz gestellt worden sind, dabei sorgsam angepasst werden.

Neue Medien gehören inzwischen natürlich zur Grundausrüstung der Schule, wobei für die Handy-Nutzung im Unterricht gilt: ausschalten bitte.

Aktuell wird an der „H 18“ der gesamte Verwaltungstrakt umgestaltet. Peymann: „Die Lehrerzimmer sind einfach zu klein.“ Pläne für 2014? Peymanns Antwort fällt knapp aus: „Biz as usual.“


Erschienen im THB vom 28. November 2013

THB vom 28.11.2013

THB vom 28.11.2013